Tech Talk ist eine Interview-Reihe, die Ihnen einige inspirierende Persönlichkeiten innerhalb und außerhalb von MD, und der Welt der Technologie, Innovation und darüber hinaus vorstellt.
In dieser Ausgabe haben wir uns mit Thomas Knoblauch getroffen. Er ist Manager Change Management in unserem Werk in Mexiko. Mit ihm haben wir darüber gesprochen, welche Faktoren einen globalen Automobilzulieferer groß machen und wie sich unterschiedlichen Kundenanforderungen in den globalen Märkten auf die Lieferantenstrategie auswirken.

Gespräch voM 12. November 2024
Thomas, erzähl uns bitte ein wenig über dich. Wie sah dein bisheriger Werdegang aus und was brachte dich zu MD ELEKTRONIK?
Ich bin Thomas Knoblauch, 37 Jahre alt, seit zwei Jahren glücklich verheiratet und derzeit in unserem mexikanischen Werk in León tätig. Ich bin dort dafür zuständig, das Werk zusammen mit dem Team vor Ort auf die nächste Stufe zu bringen. Vor zehn Jahren fing ich bei MD als Key Account Manager an. Später übernahm ich die Leitung eines Vertriebsteams mit dem Fokus auf der Erweiterung unseres Kundenstamms in Europa und Asien. Nach fünf Jahren in dieser Funktion nahm ich die Gelegenheit wahr, in unser Werk in Mexiko zu wechseln und schwerpunktmäßig im operativen Geschäft zu arbeiten. Ich mag es, Menschen zusammenzubringen, lösungsorientiert zu denken und ein Umfeld zu schaffen, in dem wir erfolgreich eine bessere Zukunft gestalten können. Dies galt für meine Aufgaben im Vertrieb und es gilt auch jetzt in meiner Rolle als Bindeglied zwischen der Zentrale von MD in Deutschland und dem Werk hier in Mexiko. Wenn ich gerade nicht mit vollem Einsatz daran arbeite, die optimalsten Lösungen für unsere Kunden zu finden und unser Werk hier in Mexiko noch besser zu machen, treibe ich gerne Sport (CrossFit, Laufen, Fußball) und arbeite an der Verbesserung meiner Barbecue-Fähigkeiten – oder „Carne Asada“, wie man hier in Mexiko sagt!
Wie bringen Automobilzulieferer die unterschiedlichen regulatorischen und technischen Standards von Regionen wie Europa, den USA und China miteinander in Einklang?
Unsere Kunden arbeiten mit globalen Produktstandards. Sie definieren die technischen Anforderungen, die die Produkte erfüllen müssen, und die für alle Fertigungsstandorte weltweit verbindlich sind. Als Zulieferer müssen wir sicherstellen, dass unsere internen Prozesse und Verfahren die Einhaltung der vorgegebenen Standards an all unseren Stanorten und bei allem, was wir tun, ermöglichen. Diese Standards müssen aber auch für spezifische Markt- und/oder neue regulatorische Anforderungen weiterentwickelt werden.
Bei einem Automobilzulieferer können dies zusätzliche Anforderungen sein, die das Fahrzeug mit deinen bestehenden Produkten betreffen, oder du musst neue Produktionsprozesse oder Produktvarianten entwickeln, um neue Standards zu erfüllen. Die Europäische Union legte zum Beispiel fest, dass Fahrzeuge ab Juli 2024 mit einer Rückfahrkamera ausgestattet sein müssen. Du musst über solche bevorstehenden Änderungen auf dem Laufenden sein und abschätzen, wie sie sich auf dein Unternehmen auswirken werden. Es ist von essentieller Bedeutung, mit den OEMs und innerhalb der Automobillieferkette eng zusammenzuarbeiten, um die Konformität der Produkte und Prozesse sicherzustellen.
Wie gehst du mit der Notwendigkeit der Anpassung an lokale Marktanforderungen um, ohne dabei die für die Großserienfertigung nötige Standardisierung zu vernachlässigen?
Bei MD evaluieren wir Kundenstandards auf einer globalen Ebene in unserem Headquarter, übertragen das, was für unsere Aktivitäten relevant ist, und stellen sicher, dass wir die Anforderungen an all unseren Standorten erfüllen oder übertreffen. Das funktioniert nicht nur dank den gut koordinierten globalen Prozessen und integrierten Systemen, sondern es ist auch stark abhängig vom engen Zusammenspiel zwischen den relevanten Disziplinen wie Vertrieb, Engineering und Qualitätswesen in allen Regionen. Dabei stellen die Standards aber nur einen Aspekt dar. Unser Kundenstamm unterscheidet sich in all unseren Regionen und an all unseren Produktionsstandorten ganz erheblich. Das bedeutet, dass wir es mit unterschiedlichen Anforderungen, Schwerpunkten und letztendlich einem anderen Produktmix zu tun haben, den wir „mit Leben erfüllen“ müssen.
Hierfür müssen wir in der Lage sein, agile und flexible Systeme und Produktionsprozesse zu schaffen, die wir in unseren Anlagen implementieren können, um das optimale Resultat für diese Region zu erreichen. Ein konkretes Beispiel wäre eine modulare Montagestation für mehrere Kabel, die als Grundmodell verfügbar ist und dann für ein Optimum hinsichtlich Produktionsmengen und Qualitätssicherung angepasst wird. Was in unserem Werk in Mexiko funktioniert, ist nicht notwendigerweise der perfekte Ansatz für die Tschechische Republik oder für China. Wir betrachten es als einen Werkzeugkasten – eine Sammlung von Lösungen – woraus wir das richtige Werkzeug für die richtige Anwendung auswählen. Ein globales Team zu haben, das an diesen Werkzeugen arbeitet, und lokale Best Practices zu teilen, sind zentrale Elemente, die uns in die Lage versetzen, die Standards an allen Standorten von MD effizient einzuhalten.
Wie wirken sich neue Trends wie das autonome Fahren oder die E-Mobilität auf die Arten von Bauteilen aus, die Einkäufer im Markt von MD beschaffen?
Für mich läuft es auf zwei Dinge hinaus: Geschwindigkeit und Rückverfolgbarkeit.
Schnelligkeit, weil wir immer mehr innovative Unternehmen sehen, die den Status quo im Automobilmarkt mit intelligenten und innovativen Produkten und Anwendungen infrage stellen. Diese Unternehmen sorgen für eine enorme Beschleunigung des Marktes und benötigen häufig neue Technologien im Berecih der Datenübertragung, um ihre Produkte realisieren zu können. Sie haben das Mindset eines Softwareunternehmens und erwarten diese Handlungsschnelligkeit auch von ihren Lieferanten. Traditionelle Zeitpläne für die Implementierung neuer Technologien werden infrage gestellt und es wird Druck ausgeübt, um den Entwicklungszyklus für alle Player im Markt zu verkürzen. Und dies natürlich bei Einhaltung aller Qualitäts- und Produktstandards.
Gleichzeitig sehen wir eine zunehmende Notwendigkeit für Rückverfolgbarkeit – bis hin zum einzelnen Teil. Das gilt insbesondere für Anwendungen für das autonome Fahren. Natürlich ist es ärgerlich, wenn dein Radioempfang nicht richtig funktioniert. Aber wenn sich dein System für das autonome Fahren plötzlich abschaltet oder ein anderes Fahrzeug nicht richtig erkennt, kann das in einer Katastrophe enden! Als Anbieter von Datenkonnektivitätslösungen bedeutet das für uns, dass wir einen fehlersicheren Produktionsprozess sowie Rückverfolgbarkeit benötigen, um sicherzustellen, dass jedes Kabel zu jeder Zeit genau das tut, was es tun soll. Und zwar in jeder Produktionslinie weltweit.