Interview mit Michael Kelnberger über Fahrzeugdesign der Zukunft und die Folgen für die Entwicklung der Bordnetze in modernen Fahrzeugen.
„SUVs gibt es nicht mehr. Vans und Minicars nehmen ihren Platz ein! “
Was wird es bedeuten, wenn niemand mehr ein Auto selbst steuern muss? Wie werden Autos dann aussehen? Und welche technischen Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, um dieses Szenario zu managen?
Im Rahmen der „yourmdexpertise“ Interview-Reihe sprechen wir mit Experten aus dem Hause MD ELEKTRONIK über aktuelle und zukünftige Schwerpunkt-Themen in der Automobilbranche. In dieser Ausgabe unseres TechTalk haben wir uns mit Michael, Global Key-Account-Manager bei MD getroffen und mit ihm darüber gesprochen, wie ein Auto seiner Ansicht nach im Jahr 2030 aussehen wird, welche Folgen sich für die Entwicklung des Bordnetzes ergeben und was MD tut, um darauf vorbereitet zu sein.
Michael Kelnberger, Global Key-Account-Manager bei MD
Michael, erzähle bitte ein wenig über dich – sowohl privat als auch beruflich
Als Vater von zwei kleinen Mädchen jongliere ich ständig zwischen Beruf, Familie, Freunden und Hobbys, so gut es geht. Die nächsten 20 Jahre werde ich daher wohl noch viel über diese mysteriöse Work-Life-Schlaf-Balance lernen, von dr alle sprechen. 😉
Als Global Key-Account-Manager habe ich das Privileg, mit zahlreichen internationalen OEMs und Tier-1-Kunden sowie mit unseren verschiedenen internen Abteilungen arbeiten zu dürfen. Diese „glokale“ Perspektive ist unglaublich faszinierend und motiviert mich.
Ich finde die zukünftigen soziologischen Entwicklungen äußerst spannend und interessiere mich daher sehr für das Auto 2030.
Beginnen wir mit folgendem Aspekt: Was glaubst du persönlich – wie wird das typische Automobil 2030 aussehen?
Autonom und flexibel. Gehen wir einmal davon aus, dass das autonome Fahren zu diesem Zeitpunkt Realität und weitverbreitet ist, zumindest auf Autobahnen und Bundesstraßen. Dann kann der Fahrer seine Zeit, Konzentration und Energie allen möglichen anderen Dingen widmen statt der Straße. Schauen wir uns einmal die Einsatzszenarien an:
- Morgens werde ich zur Arbeit fahren, oder vielmehr: Mein Auto wird das Fahren für mich übernehmen. Wie auch immer – ich würde dann sicher gerne die neuesten Nachrichten und meine Mails checken und prüfen, welche wichtigen Meetings und Präsentationen für diesen Tag anstehen. Ich würde mir also einen bequemen Sitz und eine ruhige Umgebung wünschen, und ich würde gerne auf einen großen Bildschirm schauen, der natürlich über eine schnelle Internetverbindung verfügen sollte.
- Am Wochenende fährt meine Familie zu den Großeltern oder in die Alpen, um zu wandern oder Ski zu fahren. Da es angenehmer ist, sich gegenüber zu sitzen, wenn man sich unterhalten möchte, statt über den Rückspiegel zu kommunizieren, werde ich meinen Sitz zu den Kindern drehen und mit ihnen am Tisch Karten oder Memory spielen, ohne meine Skier oder Wanderstöcke vor der Nase oder über meinem Kopf zu haben.
- Egal ob lange Geschäftsreise oder kurze Übernachtung anlässlich einer Party – ich möchte mich zurücklehnen können, Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung aufsetzen, die Fenster abdunkeln und ein kurzes Nickerchen halten können.
Die Kinder, die Skier, der bequeme Sitz oder die komfortable Matratze und der große Bildschirm – all dies muss in meinem zukünftigen Auto Platz finden. Das verstärkt den Trend zu großen Fahrzeugen, und da rede ich nicht von einem schnieken SUV. Was das Außendesign angeht, werden große Fahrzeuge wie ein Van oder ein Bus vorherrschen. Wie luxuriös ein Fahrzeug ist, wird durch das Innenraumdesign bestimmt, und Premium-Marken werden hier ihre Marktnische finden. Für alles andere wie Stadtverkehr oder kurze Strecken aufs Land werde ich das Familien-Minicar nehmen. SUVs werden nicht mehr gebraucht.😉
Was folgt daraus für die Entwicklung des Bordnetzes?
Aus meiner Sicht ist der Trend klar. Mehr Daten und eine stärkere Ausrichtung auf die Fahrgäste.
Einerseits erfordern die ganzen Sensoren, Kameras, Chips und Bordcomputer, dass mehr Daten schneller und einfacher übertragen werden, um autonomes Fahren zu ermöglichen. Andererseits braucht es auch für all die Displays, Bildschirme und intelligenten Fenster Datenraten und eine Stromversorgung.
Diese beiden Push-Faktoren werden dazu führen, dass noch mehr Hochleistungskabel benötigt werden. Die Anforderungen werden nicht nur in Hinblick auf die Frequenz steigen, sondern auch bezüglich elektromagnetischer Verträglichkeit, Robustheit und Sicherheit. All dies wird zu neuen Technologien wie zum Beispiel dem optischen Ethernet führen und außerdem zu stärker automatisierten Fertigungsabläufen bei der Kabelkonfektionierung und bei der Herstellung von Kabelbäumen.
Was tut MD, um darauf vorbereitet zu sein?
MD ist das Infrastrukturunternehmen fürs Auto. Wir stellen Kabel (Straßen) her, auf denen sich die Daten (Autos) fortbewegen. Wir liefern das Rückgrat fürs autonome Fahren. Es geht um viele solcher Straßen. Da ist es gut, dass MD dafür bekannt ist, hohe Stückzahlen in hoher Qualität liefern zu können. Das ist einer der Gründe, warum sich weltweit führende Unternehmen an MD wenden und mit uns zusammenarbeiten wollen. Mit unserem eigenen Konzept für die Automatisierung der Kabelkonfektionierung, unseren spezifischen Eigenentwicklungen von Steckverbindungen und unserem einzigartigen Know-how aus der Zusammenarbeit mit nahezu jedem OEM und Tier-1-Unternehmen sind wir für eine erfolgreiche Zukunft gerüstet.
Michael, vielen Dank für dieses unglaublich interessante Interview!